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PALE

Mit diesem hochambitionierten Konzeptalbum erspielen sich Pale eine Sonderstellung im deutschen Indie-Rock/Emo-Bereich.
„Razzmatazz“ erzählt eine Geschichte. Es geht um einen jungen Mann, der nach langer Zeit in seine Heimatstadt zurückkehrt, voller Erwartungen steckt und nur Enttäuschungen erlebt, da sich seine Umgebung vollkommen verändert hat. Ihm bleiben Musik und die Liebe zu einem Mädchen. Alles klar? Diese Platte hat einen etwas anderen Anspruch als die normale Rockscheibe, orientiert sich am eher aus der Mode gekommenen Prinzip, ein konzeptionell zusammenhängendes Werk zu erschaffen, in dem der Aufbau der Stücke, die Reihenfolge und die Stimmung die textliche Basis unterstützen. Dabei fällt auf, dass die Songs nicht nur als Fragmente, sondern auch für sich und aus dem Kontext gerissen, funktionieren. Nicht unbedingt selbstverständlich bei Alben dieser Art. Das geschieht musikalisch auf den Schultern dessen, was sich seit der letzten Elliott und Bands wie Kill Holiday, Jimmy Eat World und Sunny Day Real Estate autark als Emo, ohne Anhängsel wie -Core oder -Rock, etabliert hat. Das ist eigentlich nicht weit entfernt vom US-College- und Indie-Rock vergangener Tage mit großartigen Bands wie Buffalo Tom, Cracker und den Pixies, hat sich allerdings die musikalischen Erkenntnisse der letzten Jahre zunutze gemacht und spielt mit elektronischen Elementen ebenso wie mit Sprach- und Musiksamples, die eben nicht als Intro oder Outro, sondern als eigenständige Elemente und Fragmente funktionieren. „Iihh!“ höre ich euch schimpfen: „Siebziger-Kitsch!“ Und wenn schon, ab und an lasse ich mir auch King Crimson und Genesis gefallen – zumindest konzeptionell gesehen. Eine nicht wirklich leichte, aber auf jeden Fall äußerst interessante und in Deutschland absolut eigenständige Sache, die unterstützt gehört. Christian Kruse

Pale. Die Dritte. Und wieder aus dem Bauch. Ohne Berechnung, nur ehrlich. Mit neuem Gitarristen rockt ihr melancholisches Emopopcore-Liedgut kerniger denn je. Pale haften am Puls der Zeit, ohne zu kleben. Man hütet sich, trendorientierte Prostitution zu betreiben und setzt niemals die über Jahre gewachsene – und verdammt groß gewordene – Eigenständigkeit aufs Spiel. ‚Stärke aus Melancholie‘ könnte sie lauten, die Botschaft Pale`scher Kreationen. Mal mit Experimentellem organisch verknüpft („Was All About“), mal an herrlich unkomplizierte Police erinnernd („Sure Thing“). Was entsteht, klingt immer absolut undeutsch (Achtung: positiv!). Einfach Crashpop at its best. Torsten Stein

PALE – Story: Visions
Selbst ist die Band
Selten kommen in der deutschen Emo-Landschaft Platten heraus, die sich wirklich von der Masse abheben. Mit „Razzmatazz“ haben PALE eine löbliche Ausnahme geschaffen.
Gitarrist Christian Dang und Sänger/Gitarrist Holger Kochs sind sich durchaus bewusst, ein Album abgeliefert zu haben, das sich auch im Kontext der Band von den vorherigen unterscheidet. Der Unterschied zum letzten Album „Another Smart Move“ liegt dabei vor allem im lyrischen, weniger im musikalischen Bereich. „Das letzte Album war voll von traurigen Liebesliedern, und darauf hatte ich jetzt einfach keine Lust mehr. Ich hatte mit ‚Another Smart Move‘ die Beziehung zu meiner Freundin aufgearbeitet und brauchte einfach neue Themen.“
Also versuchte man, den Genregesetzen zu entfliehen und erzählt mit „Razzmatazz“ eine Geschichte. Ein Versuch, dessen Vorteile sich schnell abzeichneten. „Wir hatten ein konkretes Ziel vor Augen, und deshalb war der Prozess des Songwritings und Arrangierens auch viel einfacher als sonst. Die Dinge ergaben sich einfach, weil wir wussten, in welche Richtung es gehen sollte.“ Inspiration holte man sich von den ganz Großen: „Ich habe mich in der letzten Zeit viel mit ‚Quadrophenia‘ von The Who und ‚Setting Sun‘ von The Jam befasst.“, erklärt Holger. „Diese Art, mit einem Album eine Geschichte zu erzählen, ist ja auch längst nicht so ausgelutscht wie das normale Format, einfach irgendwelche Songs nebeneinander zu stellen.“

Label: Defiance Records