Ich habe einen Ohrwurm. Schon seit Tagen kriege ich den Refrain von „Round Two“ nicht aus dem Kopf. Aber immer wenn ich versuche, die Zeile „don’t you know, I got it right here“ nachzuträllern, versagen meine Stimmbänder kläglich und mir liebe Zeitgenossen wenden sich angewidert ab. Es ist schon ein Kreuz, wenn man Freunden von der Klasse einer guten Band berichten will. Aber es ist auch symptomatisch für Waterdowns Debüt-Album: Songs und Hooklines, die man nicht einfach in der Ablage verschwinden lässt, sondern die bleiben, simpel klingen, aber trotzdem Resultat eines beachtlichen Könnens sind. Nicht, dass ich die Leistung solcher Vorbilder wie Grade oder Farside schmälern will, aber da wo andere Bands des Post-Core, ich benutze hier mal ganz absichtlich nicht die Vokabel Emo, mitunter ein wenig beliebig klingen, setzen Waterdown der ‚go-for-it‘-Attitüde ihrer offensichtlichen Hardcore-Wurzeln ein ungewöhnlich hohes Maß an musikalischem Anspruch entgegen. Der Wechsel zwischen Aggro-Shouting und melodiösem Gesang verleiht der Platte unglaublichen Druck. Die Songs sind ausgefeilt bis in den letzten Winkel und nichts wird dem Zufall überlassen. Dass Emotionalität dabei nicht verloren geht, ist ein weiterer Beweis für die Klasse von Waterdown. Solche Herangehensweisen kennt man sonst eigentlich nur von Noise-Bands oder den Göttern des intelligenten Hardcore, Snapcase, mit denen Waterdown wesentlich mehr gemeinsam haben als nur den gleichen Cover-Artwork-Gestalter. Natürlich ergänzen ebenso anspruchsvolle Lyrics, die sich stellenweise auf das absolut Wesentliche einer Aussage beschränken („Corporate Identity“ und „Round Two“) den musikalischen Entwurf. Und wenn es dann als Sahnehäubchen noch den Slime-Klassiker „Etikette tötet“ obendrauf gibt, haben sie mich vollständig eingefangen.
VISIONS Nr. 99
Willkommen in Meister Edels Schreinerei 2000, in der kein kühles Metall, sondern warmes Holz verarbeitet wird:
Der kleine agile Kobold, der hier sein Unwesen treibt, nennt sich Waterdown, sitzt zwischen den Stühlen, hat den Hammer erhoben und den Leim parat. Im Klartext: Zwischen schmissig-euphorischer Melodiösität, kraftvollen ‚Fresse dick‘-Unwuchten und unaufdringlich kanalisierter Experimentalsperre geht das Sextett den goldenen ‚Jugend forscht‘-Mittelweg, auf dem Bands wie Boysetsfire oder Refused die Überholverbotsschilder entfernt haben. Mit gleich zwei Assen im Frontmannärmel gesegnet (das eine singt, das andere schreit), läuft das Emotionsvehikel schön rund und intensiv, man setzt die Kiste bewusst der ein oder anderen Schlagloch-Strecke aus, nur um auf der Siegesfeier mit Grade und Hot Water Music im Champagner zu baden. Über diese Band wird hier garantiert nicht das letzte Wort verloren, da bin ich mir todsicher. VISIONS Nr. 90
Waterdown – Never Kill The Boy On The First Date
Waterdown ist der vielleicht am häufigsten gefallene Name, wenn es um Emo-Core aus Deutschland ging. Waterdown ist die Band, die man sehr plötzlich auf allen größeren Konzerten dieser Stilrichtung sehen konnte.
So ist es mir zumindest ergangen. Zuerst sah ich sie zusammen mit Jimmy Eat World, dann mit Grade und danach als Support von Snapcase und Avail! Als sie dann auch noch einen Platten-Deal bei Victory unterzeichneten, war ihr Aufstieg in die oberste Liga nicht mehr aufzuhalten. Es gab kaum eine Platte, auf die man so gespannt sein durfte wie auf „Never Kill the Boy on the First Date“.
Zugegeben, als ich die Scheibe das erste Mal gehört habe, war ich mehr als nur entäuscht davon. So haben Waterdown ihren ursprünglichen Stil zwar in einigen Songs beibehalten, dafür aber in anderen Songs wieder völligen Stilbruch begangen, indem sie stark in die Rock-Richtung abgedriftet sind. Doch der erste Eindruck kann ja bekanntermaßen täuschen und genau das ist bei „Never Kill the Boy on the First Date“ passiert. Nicht unausgereift, sondern vielseitig ist dieses Werk und es braucht ein wenig Eingewöhnungszeit, um es komplett konsumieren zu können. Der Opener (Impress Me) dürfte ja mittlerweile allen bekannt sein. Der dritte Song ist mit vorsicht zu genießen, denn wenn wir Pech haben, haben Waterdown mit diesem Song einen Chart-Erfolg geschrieben, der einem nach tausendmaligem Höhren im Radio tierisch auf den Wecker geht. Desweiteren gibt es noch zwei Songs, die bereits auf ihrer Mini-CD „Draw a Smiling Face“ veröffentlicht waren. Diese wurden allerdings noch einmal komplett neu aufgenommen und haben hier durchaus ihre Daseinsberechtigung. Als letztes Schmankerl gibt’s dann noch die Slime-Coverversion von „Etikette tötet“, die allerdings nicht das hohe Niveau halten kann.
Insgesamt kann ich nur sagen, dass „Never Kill the Boy on the First Date“ eine der besten Scheiben ist, die ich in letzter Zeit in die Finger bekommen habe. Abwechslungsreiche, einfallsreiche Songstrukturen und das zur Perfektion gebrachte Wechselspiel zwischen melodiösem Gesang und rhytmischen Brüll-Parts! in-your-face – 2001
Waterdown – Der Siegeszug
Bei den Osnabrücker Emo-Core-Whatever Rockern von WATERDOWN braucht man keineswegs musikalisches Landunter befürchten. Das US Punklabel Victory hat die Jungs (als erste deutsche Band) gesignt und nach Konzerten mit BoySetsFire und Avail ist man nun auch labelmässig in bester Gesellschaft von Bands wie Shelter, Bad Brains oder eben BoySetsFire. Der erste vollständige Longplayer steht jetzt auch in den Läden und ‚Never Kill The Boy On The First Date‘ ist das geworden, was man von deutschen Bands nur allzu selten zu hören bekommt. Ein Hau-Drauf Album mit glaubwürdig emotionalen Momenten. Auch wenn Waterdown hier und da noch etwas collegenartig klingen mögen…Potiential ist hutabmässig viel vorhanden. Und jetzt noch ein Mörderkopliment zum Schluss: In einigen Momenten erreichen Waterdown mit ihrem Debut die Intensität von At The Drive-In. Das geht runter, oder? mtv.de – 07/2000
Waterdown – Draw a Smiling Face / Never Kill The Boy On The First Date
Huahh, wann sind mir zuletzt kalte Schauer über den Rücken gelaufen? WATERDOWN mixen auf eine unvergleichlich gute Art HC mit Mosh/ Schrei Parts mit Emo, Rock und Gefühl. Vier Stücke beeinhaltet die „Drawasmilingface“ EP, die irgendwo zwischen BOY SETS FIRE, SNAPCASE und AVAIL spielt. „Picket-Line“ als Opener ist eines der besten Stücke der EP gefolgt von „Gentleman, Place You Bets“ und „Your Shadow“ als emolastigere Stücke. Ja, diese EP gefällt mit verdammt gut muss ich sagen. Vier Stücke zwischen Agression und nach Taschentüchern verlangenden Emo Parts. Groß verdammt groß vielleicht sollte man auch einfach sagen ein klasse Schnitt zwischen DEFTONES und BOY SETS FIRE. Basta aus.
So, nach der Wegweisenden EP erscheint am 08.05 mit „Never Kill The Boy On The First Date“ das Debüt der Osnabrücker auf Victory Records. Und ja, ich höre die Chöre zum tausendsten Mal rummaulen. Egal jedem kann man es bekanntlich nie recht machen. Mir machen es WATERDOWN mit „Never Kill The Boy On The First Date“ aber verdammt recht. Denn, da wo „Drawasmilingface“ aufhörte setzt „Never Kill The Boy On The First Date“ an, der Sound ist besser und insgesamt wirken die Stücke kraftvoller. 12 Stücke finden sich auf dem Album und wow. Diese Platte liegt auf Heavy Rotation und sieht kein Ende des Tunnels kommen „Impress Me“ dürfte ja schon bekannt sein eröffnet das Feuerwerk und haut in“Picket Line“ Manier weg. „Picket Line“ findet sich nebenbei auch auf diesem Album wieder, neu aufgenommen aber dennoch genauso klasse wie vorher. „Your Shadow“ kommt genauso erneut vor, aber die neuen WATERDOWN Stücke sind einfach mal verdammt groß. „Not Today“, „June“ „Corporate Identity“ sind einfach Knaller im Spiel zwischen Aggression und Ruhe. Sehr schön und auch wenn es blöde klingt, dieses Album könnte vielleicht eines der weiteren wegweisenden Debüt Alben werden, wer weiß? Ein cooles Coverartwork und ein Cover der wohl wegweisendsten deutschen Punkband SLIME („Etikette tötet“) runden „Never Kill The Boy On The First Date“ ab. Daumen hoch! Aber verdammt hoch! roter faden fanzine – 05/2000
Label: Victory Records