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Disarstar

„Ich bin nicht gegen Ferrari
Ich bin für Ferrari für alle
Medizin, Bildung, Essen und Dach überm Kopf, Bar auf die Kralle
Alles für alle, alle für alle“

Bei all dem Scheiß, durch den wir uns Tag für Tag wühlen, kann man die ganz grundsätzlichen Fragen schon mal aus den Augen verlieren

Dafür gibt es DISARSTAR. Dafür gibt es seinen unerschrockenen politischen Blick auf unsere Gegenwart, auf das, was um uns herum passiert. Dafür gibt es sein neues Album „Rolex für Alle“, das am 14. Oktober erscheint.

Nach dem Erfolg seines Albums „Deutscher Oktober“ (2021) und der gemeinsamen „Microdose“-EP mit dem Produzenten-Team Jugglerz (2022) meldet sich DISARSTAR zurück. Sein neues, sechstes Album ist die logische Fortsetzung: Denn die Geschichten von Dreck und Gentrifizierung, Armut und dem Gefühl des Nicht-gewollt-Seins ist noch lange nicht auserzählt. Für DISARSTAR bedeutet das: dranbleiben, nicht weggucken, nicht müde werden für ein besseres, gerechteres Deutschland zu streiten.

Etwas hat sich aber doch verändert auf „Rolex für Alle“: nämlich die Prämisse, dass intelligente politische Musik nicht anstrengend sein muss. „Rolex für Alle“ macht die ganz großen Fragen auf – und trotzdem irre Spaß. „Ich wollte ein ernstes Album machen, das an die Themen von „Deutscher Oktober“ anschließt, das die Missstände behandelt, die ich sehe und mich beschäftigen, und das trotzdem Bounce hat und gute Laune macht. Eine Platte, die einen nicht immer nur in die Abgründe starren lässt, und die man auch hören kann, wenn einen nicht gerade die ganze Welt ankotzt.“ „Rolex für alle ist ja nicht Rolex für keinen!“, sagt DISARSTAR.

Sein neues Album ist Ausdruck von DISARSTARS politischem und künstlerischem Reifeprozess. Die Themen sind weiterhin gewichtig. DISARSTAR-Punchlines aber knackiger denn je. Und die Beats sind dunkel, aber trotzdem tanzbar. Produziert wurde die Platte gemeinsam mit dem Musiker Fayzen und dem erfolgreichen Produzenten-Duo The Cratez, die DISARSTARS Texten mit gradlinigen Trap- Beats Extragewicht geben. Bei den Visuals und Videos vertraut DISARSTAR wieder auf sein langjähriges Team von 36Shots.

Auf „ROLEX FÜR ALLE“ legt der Hamburger Rapper erneut seinen Finger tief in die Wunden seiner Stadt und seines Landes. Wie geht es den Leuten hier gerade eigentlich? Und wie fühlt sich das an in dieser Welt zwischen St. Pauli und Blankenese zu leben, in der Kapital und Chancen so ungleich verteilt sind? In der man mit Mindestlohn abgefrühstückt wird, und mit Hightech überwacht. In der sich die Politik ändert, aber nichts an den Verhältnissen. DIsarstar stellt Fragen: Was läuft hier schief? Und in was für einer Gesellschaft wollen wir eigentlich leben?

Die Single „Alle Broke“ ist ein zorniger Lagebericht über eine Marktwirtschaft, in der überhaupt nicht alles gut ist. „Alle meine Leute broke / Auch wenn wir in Deutschland wohnen“, rappt

DISARSTAR. In „Hunger“ richtet er seinen Blick auf das Elend der Armen und all die Menschen, die vergebens einen Platz in dieser neoliberalen Welt suchen, in die sie nicht reinpassen – nicht zuletzt, weil sie menschenverachtend ist. „Meine Schwestern haben Hunger / Im Kopf das Geld im Herzen Kummer / Zieh durch oder zieh eine Nummer.“ In „Mode aus Paris“ geht es um den ungesunden Großstadtsumpf: „dreckig, aber bunt“. Und in „Pausenlos“ um widersprüchliche Realitäten in Hamburg zwischen St. Pauli und Blankenese.

Und dann ist da der Titeltrack „Rolex für Alle“: ein Manifest, aber eines mit richtig viel Bounce. Eine Grundsatzrede, angetrieben von fetten Beats und Wut über die Verhältnisse. Das System frisst seine Kinder. Die Last der Lohnarbeit schnürt den Menschen die Luft ab. „RTL verkauft dir das als Paradise / diese Hölle aus Plastikmüll.“ Und währenddessen fliegen Milliardäre ins All. Und Deutschland verdient eine Haufen Geld mit Waffenexporten.

So widersprüchlich wie die Welt, in der wir leben, ist auch DISARSTARS Biografie: Geboren 1994 als Gerrit Falius in eine Hamburger Mittelstandsfamilie, die in eine wirtschaftliche Krise geriet. Es folgte eine Jugend mit dem Jugendamt und auf St. Pauli, mit Drogen-Dealereien und Anzeigen wegen Körperverletzung. Und dann die Abbiegung in die linke Szene: Erst las er die Schriften von Karl Marx, dann holte er sein Abitur nach und studierte Rechtswissenschaften.

Vielleicht lässt sich aus dieser Biografie erklären, warum es von den Gangstern, die im Viertel ihre Runden drehen, und dem Rudi-Dutschke-Zitat bei DISARSTAR immer nur ein kleiner Schritt ist. Er erzählt davon, wie alles mit allem zusammenhängt, mit präziser Sprache und Wut im Bauch. Denn:„Ich bin kein bisschen entspannt / ich bin militant.“ Dazu passen die Auszüge aus einem RAF- Bekennerschreiben, die er am Ende von „Hunger“ zitiert. Disarstar sagt dazu: „Allen Vorbehalten gegen diese Art von Gewalt zum Trotz: Ich finde Militanz und Radikalität auch angebracht. Alles andere als extreme Wut auf diese Zustände ist doch zynisch.“

Neben den zornigen Lageberichten hat „Rolex für Alle“ aber auch noch eine andere, persönlichere Hälfte, auf der es um all die soften Seiten und Gefühle geht, für die es Mut braucht, sie zu zeigen. In „Ode an die Traurigkeit“ geht es um Momente absoluter Traurigkeit. Und für die Rap-Ballade “Supergirl“ hat sich DISARSTAR den Refrain von Reamonns gleichnamigen Hit aus dem Jahr 2000 ausgeborgt und von einem Freund neu einsingen lassen, um von der Bewunderung zu einer selbstbestimmten Frau zu erzählen, einer „Ghetto-Cleopatra“, die auf nichts einen Fick gibt und unerreichbar bleibt: „So viele Stories / Doch weiß nicht welche ihre ist / Kauf ihr die Welt / Aber sag niemals ich liebe dich.“ Und ganz am Ende in „Privilegiert“ zoomt DISARSTAR raus und realisiert das Glück, das er gehabt hat. „Das ist mir wichtig bei all der Scheiße, die ich ja zurecht beschreibe. Und alles andere wäre den Leuten gegenüber unfair, denen es nicht so geht wie mir.“

DISARSTARS musikalische Identitätssuche ist vorerst abgeschlossen. Er weiß was er will: Rap als Gesellschaftskritik. Rap als antikapitalistische Anklage. Rap als Verbindung von Straße und linker Theorie. Im Deutschrap ist DISARSTAR damit eine Ausnahmeerscheinung: mit Rap, der nicht nur Zustände beschreibt, sondern auch sozialpolitische Kontexte reflektiert und klar benennt, woran das eigentlich liegt, dass unten unten ist, und oben oben, und es eben nicht jeder schaffen kann. Trotzdem hat der Kapitalismus den Straßenrap fest im Griff. „Hinter allem und jedem liegen Kausalketten, und die muss man kennen, um zu verstehen, was an den liberalen Erfolgsgeschichten falsch ist“, sagt er

Auch live wird er mit wieder die Bühne zum Brennen bringen. 2023 geht es auf große ROLEX FÜR ALLE-Tournee, auf der DISARSTAR die Revolution in die Köpfe trägt und die Beats in die Beine. Disarstars Kampf gegen die Ungerechtigkeiten unserer Gegenwart geht weiter.
Rolex für Alle. Alles für alle. Alle für alle.